HEUT NACHT WIE ICH TRÄUMTE
OHNE RAUCH UND WEH
TRÄUMTE,
DASS ICH ANDERS ERWACHE
GLASKLAR, GEBESSERT.
HEUT NACHT WIE ICH TRÄUMTE
OHNE RAUCH UND WEH
Schlagwort: Lyrik
-
Heute Nacht wie ich träumte
-
den Sternen zum Gedächtnis
aus dem Manuskript „Idyllen“ (aktuell in Arbeit)

Frühe Astrofotografie (Orionnebel) (1880/82) von Henry Draper
(Hastings Historical Society)***
den Sternen zum Gedächtnis
Bernsteinsaat,
das Beet Diamanten,
Strahlenwasserfälle, die prangenden Robinien,
ein Feld flackerte Kerzen, immergeile Ampeln
in schwarz- und schwärz’ren Locken
lichtübervoll.
So lagen Anger und Rodelhang,
die Spielwiese,
wo Götter Kinder spielten,
Götterbälger balgten,
Blagen toll, wie Kirschen kühn
und eitel wie die Rosen;
derweil, ungerührt
ihr Vater himmelhoch und higher,
lallte wie Leiern
und Mondschein aus Karaffen soff,
selbstverliebt weltvergessen,
Süchtiger in Räuschen.
Lieber neige ich den Blick,
das Haupt zu dem Boden!
Morast will ich schauen,
Wurzeln, schöne Würmer.
Die engelshaarigen Bälger,
Himmelskinder wurden alt;
sie starben mit der Zeit,
verglühten.
„Ich bins [sic]
zufrieden.“
***
angeregt von der Arbeit mit Gryphius' "An die Sternen".
Das Zitat am Ende des Textes ist eine Anspielung auf Brechts Gedicht "Laute".
-
afternoon in Bayern
aus dem Manuskript „Idyllen“ (aktuell in Arbeit)

Zusammenfluss von Lech und Wertach (Wikicommons) afternoon in Bayern
[i]
die Rentner hocken Kirchgangsklamotte
unter Linden beweizt und Kirschtorte Marie
mit dem kurzen Top den Locken
dem tollen Busen dem roten Velo
beim Gesträuch die lesenden Frauen
die kleinen Hunde und die Städterin samt Glockenhut,
samt der gelben Schuh‘, samt ihres Sommerfrischlers, daselbst ihr Münchner,
müder Mann, Sonntagsfahrer im Anzug.
dagegen die Loden der Trachten,
bierseelige Herren auf den Bänken
vor der Kolonie der Hecken die Mädchen
mit den Lippen das Licht
zitron der linde Lech.[ii]
so weise ich auf Weiden dahinter:
bergeglänzender SeeGott ist groß
(im Hinblick auf die Gipfel)
F. nickte usf. die Sonnen
ihr leichtes Kleid und wie das Licht in dem Stoff…!
die Gedanken in Schleiern derweil Marie,
Trunkene im Frühling, tanzt unter Wipfeln.[iii oder plötzlich]
die Männer d. i. das Grölen
d. i. das Sabbern als der Gecke
Wind den Rock, Geschmeide, hebt
und fortan sie hieß Marilyn-Marie,
welche rot von Suff und Scham.
[NACHTRAG: triste Lachen in den Gläsern. F. spricht von den „Herren“, derselben Lechzen aufs junge Ding: „Wie alt? Ich sage 18 max. Und noch der Opa im Rollstuhl hatte nen Ständer.“]
-
Mai

Heinrich Heine, gemalt von Moritz Daniel Oppenheim (1831) Mai
Es ging schon schlechter.
Zumindest die Knospen!
-
In alten Hallen
Das Gedicht „In alten Hallen“ stammt aus dem unveröffentlichten Dada-Dossier „Die hauptsächlichen Achsen“.

„Der Künstler verzweifelnd vor der Größe der antiken Trümmer“
von Johann Heinrich Füssli (1741-1825)*****
In alten Hallen
Alles ist so schrecklich
groß.
-
Um den die Welt sich dreht
Das Gedicht „Um den die Welt sich dreht“ stammt aus dem unveröffentlichten Lyrik-Manuskript „Etwa 10000 Gedichte“.

Katze mit erbeuteter Echse. Detail aus dem linken Flügel Hieronymus Boschs Triptychon „Garten der Lüste“ (etwa 1490-1500). *****
sanfter Tyrann
weicher Diktator
um den die Welt sich dreht
der Morgen ist dann
wann Du ihn bestimmtest
als Morgen,
Ende der Nacht
wann, Kater, du krähst.
show no mercy
deine ameisenstarken Kiefer
zermalmem, Allverzehrer,
das hartgetrocknete Fleisch.
die Engel im Himmel applaudieren
deinem Stoffwechsel.