Krächzend morgens
als ich auf die Wiese trat
da Krabbelvieh bloß war
und der alte Hof –
das wurde alles längst nicht mehr bewirtschaftet.
Gestöber nur, feuchter Reisig,
Welt ward Halde, Hut ward,
-- und nun sieh das Feuer,
das Feuer,
das Feuer!
zwischen dem Weiher,
der Scheune, der Weide,
in jener Hirtenwiesen-, Grußkartenansicht
wo Heuballen schlummerten,
und vormals Rosenblätter träumten
von Füßen nackt im Gras,
Akelei vor der Welke...
Ach, Kindskopfdickicht!,
lieber Winkel, Ofenwinkel bargst uns,
verbargst uns, abseitiger Erker,
in Nischen versteckt,
oder da, unterm Küchentisch,
hatten wir uns eingeräumt,
im Unterholz, im Wurzelwerk,
das jetzt versengt daliegt.
So bleiben wir schutzlos
vor Welt, dem bösen Licht,
den Blitzen, Böen,
dem makel-, dem gnadlosen Wind.
Die auf uns blicken tragen weiße Zähne, Haut und Hüte.
blasse Männer waren‘s, die uns verbrannten,
aus unseren schönen Höhlen trieben,
und riefen „ausgeträumt!“
(Dass einer entsteinerte ihre Herzen…
Herr, lass Weichheit regnen!)
Kategorie: Buchprojekte
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Krächzend morgens als ich auf die Wiese trat (rework) oder vom Brand eines Landgutes bei B.
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der utopische Hund

Lenin mit Hund in Gorki
(Russiche Postkarte. Quelle: ebay)der utopische Hund
wenn wir hielten einen Hund!, ein -chen, chien, nein, Biest besser! mit krausem Fell, wilde böse Zähn‘ pp. ein Vieh! Das schöben wir zwischen uns und, lawd!, die allzu lange Nacht, das uns bedrückende Heer.
Hund!, der du wachtest kläfftest an den Pforten if we had Pforten, am Tor des Gartens if we had wachtest Tomaten, dem Rhabarber if we had…
solch Tier, ausnahmsweis‘ ein Friede; wenn etwan wir gingen wo Tauben Wiesen Hecken und es wäre ein Tag, der hieße Sonntag; Holler blühte Eden wir schliefen.
So schön wären unsere Sommer, keine Klepper im Busch; Schlauchboot- Tretbootsommer; ja, Trinkhalmsommer, die Kinder auf dem Zeltplatz. Aber, honey, world gone wrong Tourismus und jetzt :der Wald brennt.
Nur noch ein Hund kann uns retten. er stiege aus dem Wasser, ausschüttelte das Fell, löschte alle Brände.
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den Sternen zum Gedächtnis
aus dem Manuskript „Idyllen“ (aktuell in Arbeit)

Frühe Astrofotografie (Orionnebel) (1880/82) von Henry Draper
(Hastings Historical Society)***
den Sternen zum Gedächtnis
Bernsteinsaat,
das Beet Diamanten,
Strahlenwasserfälle, die prangenden Robinien,
ein Feld flackerte Kerzen, immergeile Ampeln
in schwarz- und schwärz’ren Locken
lichtübervoll.
So lagen Anger und Rodelhang,
die Spielwiese,
wo Götter Kinder spielten,
Götterbälger balgten,
Blagen toll, wie Kirschen kühn
und eitel wie die Rosen;
derweil, ungerührt
ihr Vater himmelhoch und higher,
lallte wie Leiern
und Mondschein aus Karaffen soff,
selbstverliebt weltvergessen,
Süchtiger in Räuschen.
Lieber neige ich den Blick,
das Haupt zu dem Boden!
Morast will ich schauen,
Wurzeln, schöne Würmer.
Die engelshaarigen Bälger,
Himmelskinder wurden alt;
sie starben mit der Zeit,
verglühten.
„Ich bins [sic]
zufrieden.“
***
angeregt von der Arbeit mit Gryphius' "An die Sternen".
Das Zitat am Ende des Textes ist eine Anspielung auf Brechts Gedicht "Laute".
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afternoon in Bayern
aus dem Manuskript „Idyllen“ (aktuell in Arbeit)

Zusammenfluss von Lech und Wertach (Wikicommons) afternoon in Bayern
[i]
die Rentner hocken Kirchgangsklamotte
unter Linden beweizt und Kirschtorte Marie
mit dem kurzen Top den Locken
dem tollen Busen dem roten Velo
beim Gesträuch die lesenden Frauen
die kleinen Hunde und die Städterin samt Glockenhut,
samt der gelben Schuh‘, samt ihres Sommerfrischlers, daselbst ihr Münchner,
müder Mann, Sonntagsfahrer im Anzug.
dagegen die Loden der Trachten,
bierseelige Herren auf den Bänken
vor der Kolonie der Hecken die Mädchen
mit den Lippen das Licht
zitron der linde Lech.[ii]
so weise ich auf Weiden dahinter:
bergeglänzender SeeGott ist groß
(im Hinblick auf die Gipfel)
F. nickte usf. die Sonnen
ihr leichtes Kleid und wie das Licht in dem Stoff…!
die Gedanken in Schleiern derweil Marie,
Trunkene im Frühling, tanzt unter Wipfeln.[iii oder plötzlich]
die Männer d. i. das Grölen
d. i. das Sabbern als der Gecke
Wind den Rock, Geschmeide, hebt
und fortan sie hieß Marilyn-Marie,
welche rot von Suff und Scham.
[NACHTRAG: triste Lachen in den Gläsern. F. spricht von den „Herren“, derselben Lechzen aufs junge Ding: „Wie alt? Ich sage 18 max. Und noch der Opa im Rollstuhl hatte nen Ständer.“]
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FÜR A.
(&AUCH KATE BUSHS BERTIE &AUCH THE FOG)
Aus dem unveröffentlichten Manuskript „Die Doppeldeutigkeit des Wortes Takt und der ganze Sternenhimmel, der in diesem liegt :Berührung“, dem ersten Teil der „Mediationen über Zuneigung“.

Ausschnitt aus einer Reklame „Mr. Bubble“ Badeschaum (um 1980)
DINOWESENKATZENHASENSPRINGPINGUINMONSTERFILM DELFINKREATUR :: das Badesalz der schäumende Schwamm wirklich dies ist mein Sprosz wie er gurgelt und gluckert und platscht und spuckt eine kleine Melodie (Lachmelodie) quasi una fantasia übern Rhythmus von patsch!it’s bath time für dich eine riesige Woge ein lustiger Tsunami und, nein, keine Ente, du bist’s quietschend zufrieden.
fast schon ein Weltmeer; dies ist kein duftender Drogerieschaum, ich bitte Sie!, das ist ein blubberndes blubbriges Seeungeheuer, ein ganz anderes Kaliber. Jawirklich, ich bin ein Dummi! du hast Recht, das hätte man sehen müssen!, das hätte man! auf den ersten Blick hätte man! ich wiederlerne das erst durch dich, excusez-moi, durch Euch, Mademoiselle und Ihr seid eine freigiebige Großmeisterin Meisterseherin entdeckerin erkunderin Weltbeste im Prusten
–übrigens Ist das Wasser noch warm? oder darf er Euch das Handtuch reichen? Frottee, Mademoiselle, darf er Euch darin einschlagen wie in eine Tortilla? wär es genehm? (und psst, Mademoiselle, darf er Euch abermals bitten, später die Zähnlein recht artig zu schrubben, dass Sie [sic] nicht ende wie der Vater schlechtbezahnt?)
… „dich empfangen hieß etwas wagen“ (BBrecht), dass man also sagt, um dieses will ich mich sorgen und es ernähren schützen, obwohl man weiß :die Welt ist düster und ich bin arm.
dir werden einmal Krallen wachsen müssen. du wirst flügge werden; ab dafür! Ich will dir nur sagen :es wird dort draußen kalt sein; pack dich gut ein!
doch für den Moment habe ich dich in meine Welt gesetzt, in meinen Umkreis: das ist unsere Hütte, das ist unsre Schirm. du bist darin darunter zu Gast. Einmal muss ich dich entlassen in die Endzeit aber nicht jetzt, jetzt nicht, jetzt putzt du erst einmal deine Zähne!
…Das teilen wir, dass wir nicht zufrieden sind mit den Zuständen. Das hast du von mir geerbt, den sturen Kopf. Du wirst das alles lernen müssen, das ist Übungsache :das gegen-Wände-Rennen, Klinkenputzen &wie sich das anfüllt : wenn einem die Hutschnur das Wasser
missversteh‘ mich nicht. Ich will nicht, dass du dich gewöhnst; ich will nichts weniger, als dass du dich gewöhnst. wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen. wir müssen ~fühlig bleiben~ und ~zum Platzen voll von Fantasie!~ wir dürfen nicht abhärten -stumpfen. bitte vgl. Dialektik der Aufklärung, Aufzeichnung und Entwürfe: Zur Genese der Dummheit!
— doch, au weia!, du kannst noch gar nicht lesen. No job, too small geschäftsunfähig
Zu jung für Kafka. Zu jung für den Schuldzusammenhang. [nachts 06./07.01]
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In alten Hallen
Das Gedicht „In alten Hallen“ stammt aus dem unveröffentlichten Dada-Dossier „Die hauptsächlichen Achsen“.

„Der Künstler verzweifelnd vor der Größe der antiken Trümmer“
von Johann Heinrich Füssli (1741-1825)*****
In alten Hallen
Alles ist so schrecklich
groß.
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Um den die Welt sich dreht
Das Gedicht „Um den die Welt sich dreht“ stammt aus dem unveröffentlichten Lyrik-Manuskript „Etwa 10000 Gedichte“.

Katze mit erbeuteter Echse. Detail aus dem linken Flügel Hieronymus Boschs Triptychon „Garten der Lüste“ (etwa 1490-1500). *****
sanfter Tyrann
weicher Diktator
um den die Welt sich dreht
der Morgen ist dann
wann Du ihn bestimmtest
als Morgen,
Ende der Nacht
wann, Kater, du krähst.
show no mercy
deine ameisenstarken Kiefer
zermalmem, Allverzehrer,
das hartgetrocknete Fleisch.
die Engel im Himmel applaudieren
deinem Stoffwechsel.
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abermals verwundetes Tier
Die Kurzgeschichte „abermals verwundetes Tier“ stammt aus dem unveröffentlichten Manuskript „Die Doppeldeutigkeit des Wortes Takt und der ganze Sternenhimmel, der in diesem liegt :Berührung“, dem ersten Teil der „Mediationen über Zuneigung“.

Zwergpinguin, fotografiert von Geoffrey Buddle, etwa 1906.
Museum of New Zealand Te Papa Tongarewaabermals verwundetes Tier das man nehmen, waschen muss, pflegen sorgen wärmen bis die Angst in den Augen zerschmilzt. noch durchschimmern die Rippen und es zittert ich zittre wir zittern. wie angenehm wäre ein Kamin, Geld für die Heizung, zumindest ein Teekessel ein regelrechter Samowar… welchen Samowargedanken ich anderthalb Stunden träumerisch durchwalke/walke und erst als Es ansetzt zu verlautbaren,werde ich seiner, also des Tieres, wieder bewusst.
beinah ein Frühchen. Was ist das für ein klitzekleines Leben, das sich in die Decke flüchtet? Ein Meerschweinchen Hamster, eines dieser Häschen, aus ihrem Gefängnis entkommen? (Eure Menschinnen haben euch allein gelassen und ich höre nachts, wie ihr an dem Gitter reißt.) Bei genauerem Besehen eher ein Kitz-, nein Kätzlein? oder vielleicht ein horse, a bear in the beginning benannt? doch ich kenne den Namen nicht, den irgendein Adam ihm gab.
jedenfalls Andere sind etwa in Los Angeles, während ich dahocke mit diesem Tier-Ich. Wirklich, diese Augen: du bist genauso da. du bist fast mein Spiegelbild.
Langsam gewöhnen wir uns aneinander. „Du“, so spreche ich : „bist.“ Ich nicke zufrieden, dann fällt mir ein : aber wie unfreundlich! und ich setzte eilig hinzu: „bitte entschuldige, dass ich wie ein Existentialist klang! Außerdem entschuldige, dass ich keinen Tee…“ Jedoch das Tier ist ganz unempfänglich in seiner Verstörung und spitzt kaum hervor.
alles versuche ich, zuerst Musik; Someone to Watch Over Me will es nicht. auch keinen Wein kein Brot keinen Honig. die Butter? … die Butter? doch wir trauen uns nicht… Wir müssen wieder unter die Decke! fortversteckt vor der Welt. Du hast Recht; wir müssen schlafen. Bis morgen wenn der Herrgott kräht!
Doch der Morgen bringt ausgefallene Fellbüschel und triefende Augen. schau uns an, wie kläglich gerötet, wie krank, so bei Licht besehen, liebesTier. Ich werde darum den Arzt anrufen. — Wie?aber – was er mich fragt!, was für ein Tier?! „Ich bitte Sie, ich weiß es nicht… Was für ein Tier bist Du? Entschuldigung sind Sie?“
&auch beim nächsten :Unglück, und beim nächsten usf. Wenn man nicht wisse, welche Spezies, könne die Kartei nicht regelrecht aufgenommen, dadurch nicht ordnungsgemäß prozediert werden resp. im finanziellen Sinne, im Hinblick auf das geltende Recht, sowie auf in Frage stehende Versicherungspolices etc. pp.
Das müssen wir einsehen. Das ist nachvollziehbar. So müssen wir nun sterben.
— In Anbetracht des Todes, darf ich mich dazulegen unter diese Decke? Frieren wir immer noch? wir frieren mehr denn je. Wenn wir bloß einen Teekessel oder zumindest ein Feuer ein Feuer ein Feuer
vielleicht Gott?Nein, es lohnt sich nicht mehr! wir müssen uns aneinanderschmiegen! Darf ich bspw. meinen Kopf hierhin legen? … Bald kommt schon der Frühling, aber für uns ist es zu spät. wir können nur noch tiefer uns in Wolle begraben und es ist ganz dunkel.
Aber wir haben jetzt keine Angst mehr Wir hatten nie Es gab niemals so etwas wie Was meinst du damit :Angst? [03.01.]